Gernot Dilger, Schwäbische Jugend
176 Seiten Klappenbroschur ISBN 978-3-940259-13-4 EURO 9,95 | Gernot Dilger wurde am 13.06.1942 in Gaildorf geboren. Nach schwäbischer Kindheit und späterem Studium an der Karlshöhe Ludwigsburg arbeitete er in verschiedenen Bereichen der Diakonie. Im November 2008 feiert Bruder Gernot sein 50jähriges Dienstjubiläum. |
Vorwort von Harry Walter
Der Titel des Buches bringt es auf den Punkt: Wer den Pietismus in die Wiege gelegt bekommen hat, muss für die weltliche Revolution nicht verloren sein. Der Ausdruck „Pietkong“, mit dem sich Herbert Wehner einst über seinen Parteigenossen Erhard Eppler lustig machte, kann unter selbstironischen Vorzeichen durchaus einen Erklärungsnotstand beseitigen: Wie viel Enge und moralische Rigidität muss man erfahren haben, um zum „Achtundsechziger“ werden zu können? Gernot Dilger, der hier den ersten Teil seiner Erinnerungen vorlegt, entstammt einer schwäbischen Bauernfamilie, deren mütterliche Seite tief im Pietismus verwurzelt ist. In dieser speziellen Form, sich das Leben schwerer zu machen als nötig - „dia gangad zom Lacha en dr Kellr“ - mögen viele Leser ihre eigene Prägung wiedererkennen, vermutlich auch dann, wenn sie sich zeitlich oder weltanschaulich weit davon entfernt glauben. | Das in Schlagern verbreitete Fernweh der fünfziger Jahre findet hier allerdings zu seiner individualtouristischen Variante; eine Entwicklung, die in den sechziger und siebziger Jahren die Jugendlichen der Wohlstandsländer in immer exotischere Fernen getragen hat, auch in mentaler Hinsicht. Die Idee beispielsweise, Urchristentum und Urkommunismus in eins zu denken, wurde in den südamerikanischen Befreiungstheologien jener Zeit politisch scharf gemacht und hierzulande von den radikaleren Elementen innerhalb und außerhalb der Kirche begierig aufgesogen. Etwas von dieser Neubesinnung auf die revolutionären Wurzeln des Christentums hat Gernot Dilger in seinen zahlreichen kirchlichen Funktionen in die Schulen und in die Gemeindearbeit tragen können. Als progressiver, will sagen: traditionsabgewandter Religionslehrer war er bei seinen Schülern beliebt, nicht zuletzt wegen seiner Fabulierlust, mit der er den als langweilig verschrienen Unterricht durch eine hohe Zufuhr von „Selbsterlebtem“ würzte. |
Ludwigsburger Kreiszeitung 11.04.2009
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